DRK Aktuell Sonderausgabe

Der Rettungsdienst in der Pandemie Selten sah sich das internationale Gesundheits- wesen mit einer solchen Aufmerksamkeit konfron- tiert wie seit Beginn der Corona-Pandemie. Ver- gleichsweise wenig Beachtung wurde dabei dem Rettungsdienst geschenkt, obgleich dessen Kräfte häufig die ersten waren und noch immer sind, die als Gesundheitsfachpersonal mit Covid- 19-Erkrankten in Kontakt treten. Schon lange vor Pandemiebeginn zählten Trans- porte in Verbindung mit bestehenden Infektions- krankheiten zu den nahezu alltäglichen Aufgaben der rettungsdienstlichen Kräfte. Das Anlegen ent- sprechender Schutzausrüstung bei bestehendem oder gar bestätigtem Verdacht, die Nachbereitung in Form der Desinfektion von Fahrzeug und Mate- rial sowie die persönliche Hygiene stellten selbst- verständliche Maßnahmen bei Erkrankungen mit multiresistenten Keimen, Infektionen des Magen- Darm-Trakts und saisonalen Ereignissen wie der jährlichen Grippewelle dar. In vielen Belangen änderte sich das Vorgehen jedoch ab März 2020. Während zuvor frei nach dem Motto „Safety first“ die Schutzkleidung lieber einmal zu viel als einmal zu wenig angelegt wurde, verlangte die weltweite Materialknappheit an Schutzmasken und -kitteln, aber auch von Desinfektionsmaterial plötzlich die sorgfältige Abwägung über den Einsatz des Materials. Demgegenüber zeigte sich schon bald die Tücke des Virus, mit dem das Gesundheitswesen zunehmend konfrontiert war. Diffuse Krankheits­ zeichen, die deutlich von den klassischen Symp- tomen wie Fieber, Halsschmerzen oder dem Ver- lust des Geschmacks- und Geruchssinns abwi- chen, bis hin zu symptomfreien Betroffenen, die ursprünglich aufgrund eines vollkommen anderen Ereignisses wie etwa einer Extremitäten-Fraktur die Hilfe des Rettungsdienstes such- ten, erforderten zunehmend einen Spagat zwischen der Scho- nung von Materialressourcen und dem persönlichen Schutz. Ein Kontakt mit eben solchen Patienten, die eine Infektion nicht direkt vermuten ließen und bei denen damit auf- grund des befürchteten Mangels an FFP2-Mas- ken kein ausreichender Infektionsschutz getragen wurde, führte dann regelmäßig dazu, dass Ein- satzdienstmitarbeitende auf Anweisung des Gesundheitsamtes in häusliche Absonderung geschickt wurden. Rettungsassistent Walter Götzl erinnert sich: „Wir wurden zu einem chirurgischen Notfall alarmiert. Vor Ort trafen wir auf einen älte- ren, bettlägrigen Mann, der keinerlei Symptome einer Erkrankung aufwies. Erst nach mehreren Tagen stellte sich überraschenderweise heraus, dass der im Krankenhaus bei Einlieferung erfolgte Abstrich positiv war. Somit wurden alle beteiligten Einsatzkräfte und auch viele Krankenhausmitar- beiter in Quarantäne geschickt.“ Obgleich gerade während des ersten Lockdowns ein deutlicher Rückgang rettungsdienstlicher Ein- sätze zu beobachten war, führten die Schutz- und Desinfektionsmaßnahmen bei vielen Transporten zu einer deutlich höheren Einsatzdauer. Der Phase einer kurzen Entspannung aufgrund gesunkener Inzidenzen während der Sommermonate, folgten Covid-19 als tägliche Herausforderung 10

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